30.04.20

WOHLSTANDSKOMA


Wer nicht säuft und frisst,
dem geht‘s immer schlecht!
Wer nicht müde ist,
schläft wohl tief und fest.

Wer nicht lange schläft,
nickt nach Fressen ein!
Wer im Glück nicht schwebt,
bleibt filz-läuse-klein!

29.04.20

DURCHFALL


Ja! Ich sage Nein!
Nein! Ich sage Ja!
Ach! Ich bleibe allein.
Jahr für Jahr für Jahr!
Jahr für Jahr für Jahr!

Ach! Ich sage Oh!
Oh! Ich sage Ach!
Und ich renn‘ aufs Klo
und ich denke nach
und ich denke nach!

27.04.20

BEKENNTNIS


Weil ich nicht singen kann,
muss ich die Lieder schreiben
und da das Leiden Lieder
weinsüße Quellen sind,
muss ich wohl tapfer leiden.

Weil ich Schwarzseher bin,
ist alles mir zu bunt!
Mir wird das Lied zur Waffe
an des Schlafwandlers Schläfen
und in Schlafwandlers Mund!
KLEINE SPINNEREI


Ob unser Brecht oft stundenlang
in kalten Küchen Koteletts briet
und dabei froh sein Einheitsfrontlied
mit seiner sanfter Stimme sang?

Ob Brecht wohl klasse kochen konnte
und Weigel auch die Ruhe fand
und am verschwiegnen Inselstrand
sich lang, von allen Seiten, sonnte?

Ob Brechts berühmtes Zweifeln kokett
und gar nicht wirklich ehrlich war?
Und ging der Dichter jedes Jahr
mit einer Neuen in sein Bett?

26.04.20

SELBSTGESPRÄCH
1. FASSUNG

Heute schließe ich
meines Zimmers
große Fenster,
um nicht die Vögel
mit meinen Problemen
zu belasten!

Heute schließe ich
meine Augen,
um nicht der Vögel
letzte Lieder
der Liebe
zu hören!
SELBSTGESPRÄCH
EIN NONSENS
2. FASSUNG

Heute schließe ich
meiner Fenster
große Zimmer,
um nicht die Probleme
mit meinen Vögeln
zu belasten!

Heute schieße ich
meine Vögel,
um nicht der Augen
letzte Liebe
zu den Liedern
zu hören!
AUGEN-BLICK


Mir fehlt der Atem,
meine Gedanken
für mich zu formulieren.
Mir fehlt ein leerer Kopf,
um die Leere
im Innen
und Außen,
wie unserer Eis-Zeit
wütender Wind,

als Ungreifbares
zu begreifen

und mir fehlt der Atem,
um dem Augen-Blick
das Leben
einzuhauchen.

25.04.20

GEGEN-
WART VI


Zwischen
zwei Silben

des Wortes
Zwischen,

zerbrechen
die Zeichen

der Zeit!
DILEMMA XV


Was mich nicht
runterzieht,
reißt mich in der Toten
kaltes Reich hinab.

Was mich nicht
in der Abgründe
tiefste Abgründe zerrt,
verzerrt,
zerrspiegelgleich,

meiner Maske
Maske!
BÖSES
SPIEL


Ach!
Meine Seele
ist der Spötter
großes Trampolin!

Wenn
die Spötter
nicht vor Wut
leuchten,

strahlen
die Spötter
vor Hass!

24.04.20

FLÜCHTIGE FANTASIE


Wenn sich Dein Lebenstraum erfüllt
und Du im hohen Leuchtturm sitzt
und Du ein Bett, ein Buch, ein Bild,

und aller Träume Glück besitzt,
und Du in allen Seen und Ländern
willkommen und geborgen bist,

verliert der Himmel Blitz für Blitz
und alte Fischerboote kentern!

23.04.20

NONSENS IX


Ich tanze,
mit Augensäcken,
die bis zum Abgrund 
reichen,

den Tanz 
der Tänze

und niemand 
sieht hin 
oder zu
oder hört zu
oder hin!
IGNORANZ V


Der Kranke nimmt,
in des Gesunden 
Augenwinkel,
tausend Tabletten
und der Gesunde trinkt,
in des Kranken
Augenwinkel,
tausend Weine

und in aller Wesen
Augenwinkeln 
tun sich
der Abgründe
Abgründe 
auf.

22.04.20

NACHT-
GEDANKEN


Bald sperre ich die Zeiten
und ihre Nöte aus
und werd‘ in meinem Haus
bis zu dem Sterben bleiben!

Bald sperre ich den Scherz
und bald die Witze fort
und such‘ des Dichters Wort 
für meine Seele Herz!
NEUANFANG


Das alte Außen
kehren wir in das neue Innere
und das neue Innere 
kehren wir
unter den alten Teppich

und den alten Teppich
kehren wir
tagtraumschnell
in die verkehrte Welt
hinaus!

19.04.20

ALLTAGS-
UNRUHE


Im Zimmer 
drehe ich mich
am hellen Tage
einfallsbesoffen
im Kreis

und im Bett
wälze ich mich
in dunkler Nacht
ideenbetrunken

hin
und her.
NONSENS VIII


Der Gefühle
wolken-dünne Schleier
legen sich auf die Nebel

und der Nebel
wolken-dünne Schleier

legen sich auf der Tränen
gift-grüne Flüsse.
WELT-
LAUF


Während Dir
großes Unrecht
widerfährt,

trifft die Kugel
Ungerechtigkeit
an allen Ecken
und Enden

der Menschen
hilfloses Herz.

18.04.20

- EKSTASE -

SELBST-
BESINNUNG


Wir werden
langsam
langsam.

Wer schweigt,
schweigt
lang-
und einsam

über der Fremden
fremde Federn.
LEBENS-
KRACH II


Während
der Gedanken
Schreie
im ganzen Körper
gonggleich
hallen,

schimpfen
laute Leute

über mich,
über dich,
über uns,
über alles.

17.04.20

VERBITTERUNG


Ein bitterböses Lebewesen
ist aller Lebewesen Feind!
Da hilft es nicht im bittr’en Leben,
wenn Du die bitt’ren Tränen weinst.
Es gibt mehr Silberrücken hier,
als wir im Munde Zähne haben!
Wir Menschen bleiben nur ein Tier,
bis dicke Würmer an uns nagen!

16.04.20

DASEINS-
HÖLLE


Die kleinen Randfiguren 
unseres großen Lebens,
machen dann 
und wann,
an dem Rande 
des großen Abgrundes
unserer kleinen Welt,
Randbemerkungen

und wer nicht dann 
und wann Ort
und Wort vergisst,
stürzt 
in unserer Erde
hassheißes Inneres.

15.04.20

KRITIK
AN KRITIKERN


Wer Lösungen besitzt,
ist unser größtes Problem!
Wer dazu kritisch ist,
bleibt völlig unbequem
und hat bald bitter bereut,
dass er lang‘ bangt und hofft
und allergrößte Mäuler heut‘
mit bitt’ren Pillen stopft!
MORGEN-
SEHNSUCHT


Wie gern‘ würde ich
dieses Fenster öffnen
und mit frischer Freude
frische Luft atmen
und wie würde ich gern‘
dieses Fenster öffnen
und mit großem Strahl
auf die Straße kotzen!

14.04.20

REFLEXION VII


Oh! Eine Autorität zu sein,
setzt eine Eingebildetheit voraus!
Denn ich bin ich
und vor mir
muss man Respekt haben.
Wer nicht Respekt vor mir hat,
weiß wohl nicht 
wer ich bin!

Wer eingebildet ist,
fühlt sich verkannt
und vielleicht
ist das des Eingebildeten
schöne Strafe!

13.04.20

ENDLICHKEIT II


Auch
der Gedanken
kurze Halbsätze
runden
die runde Welt
ab.

Auch
der Gedanken
langes Leben
ist endlich
endlich.
VERHÄNGNIS V


Oh! Für mich 
legt sich
der Mensch,
wie ein Schleier,
über die Dinge
unseres Daseins!

Oh! Für mich 
wird alles Sichtbare,
sobald Feind
und Freund
ins Leben treten,
unsichtbar!
MONOLOG XVI


Es ist fast, 
als würde ich
mit der Stimmung 
auch die Stimme 
wechseln.

Es ist fast,
als wäre der Seelen
weiße Schrei
der Zukunft
weiße Musik.

12.04.20

LEBEN IX


Während,
hier
und jetzt,
das Herz
und der Verstand,
wie die Zeit,
stillstehen,

spielen,
jetzt
und hier,
der Gefühle
und Gedanken
hochhaushohe
Schatten,

irgendwo 
im Nirgendwo,

Fange.

- ERUPTION -

ALLTAGS-
LEID


So schnell,
wie der Schlag
eines Hektikers Herz,
schlägt 
ein Schicksalsschlag
nach dem Anderen
zu!

So schnell, 
wie Du und Ich
nicht gucken können,
erblinden 
der müden Schmerzen
müde Augen!
INNERE
EINKEHR


Ich kehre 
ins wilde Innere,
um die Sucht
nach den wilden Worten
endlich 
zu befriedigen,
ein

und finde nur 
aus dem Wo
und Wie
und Wann
und Warum

eine Wildnis 
vor.

10.04.20

IRRSINN


„Lach‘ doch endlich mal!“,
sagt ein kleiner Idiot,
der mein Lachen stahl,
wie ein Penner Brot.

„Ach! Sei endlich froh
und wie‘s mir gefällt!“
Uns’res Irrsinns Echo
wandert durch die Welt!

09.04.20

EINSAMKEIT

Ich versuche mich über die innere Ruhe zu freuen und den Gedanken, im Leben, wegen meines Rückzuges, etwas falsch zu machen oder zu verpassen, zu verdrängen. 

Ich denke, wer einsam ist, wird schnell empfindlich und wunderlich. Der Einsame denkt über alles zu viel nach, da er nichts als selbstverständlich hinnimmt, weil für ihn das normale soziale Leben auch nicht selbstverständlich ist. Ich denke aber auch, sobald die Dinge für ihn selbstverständlich werden würden, würde sein Geist, wie ein stumpfes Messer, stumpf... Der Mensch funktionierte nur, ohne wirklich zu funktionieren.
ERKENNTNIS 
XVI

Keine Frau
ist Muse.

Kein Mann
ist Dichter.

Kein Mensch
ist Mensch.

07.04.20

MITTAGS-
GEDANKEN


Ach! 
Du wirst,
zwischen der Tür
und der Angel,
verhöhnt
und verspottet

und träumst
sorglose Sekunden,
zwischen Morgen
und Abend,

von des Aufbruchs
frohen Stimmung.
ÄRGER III


Mir hat niemand,
was ich kann,
beigebracht
und niemand hat etwas,
worüber es wirklich 
nachzudenken lohnt,
gesagt!

Geh‘ ich 
unter die Leute,
ist mir der Ärger
sicher,
wie, Tag
und Nacht, Tag
und Nacht!

06.04.20

LEBENS-
LAST


Der Realität
großes Gewicht
erinnert
an die große Schwere
alter Alpträume

und der Alpträume
große Schwere
erinnert 
an den Klotz Kopf
am Bein.

02.04.20

ANGST-
TRÄNEN


Der Boden,
der Schlafplatz 
von Tod
und Leben,
bebt.

Wer weint,
weint 
vor Angst.