27.08.20

ZAHNWEH


Säulenheilige
schwanken
gelb
im Steinbruch.

Aepfel 
irren
hellrot

durch die Ruine.
MORGEN-
TRISTESSE


Auf dem Grund
des schwarzen Kaffees
liegt die Migräne.
Ich träume müde
vom kalten Bad
in der Menschenmenge

und laut niest
ein Mann
im Nebenzimmer 
in den Ellenbogen,

den er noch braucht,
um sich kalte Leiber
vom Leib
zu halten.

25.08.20

VERWIRRUNG


Wenn nicht
der Eine
dies sagt
und der Andere
das sagt,

widerspricht sich
der Eine selbst
oder widerspricht sich
der Andere selbst
und wer genau hinhört,

versteht
gar nichts
mehr.

23.08.20

VERHÄNGNIS


Der arme Fremde bangt und hofft
und kennt kein Dank und kennt kein Du!
Er deckt die bunten Träume oft
mit grauen Leichentüchern zu!

Die ganze müde Menschheit schwankt,
als bebte unser Herz und Boden
und armer Fremder hofft und bangt
und kennt kein Tadeln und kein Loben!
BEOBACHTUNG


Das Gesicht wird,
wie das Herz,
härter als Stein
und in der inneren Welt
zerbrechen
felsengleich
große Gestirne.

Das Gesicht wird,
wie das Herz,
härter als Stein,
und niemand
würdigt 
ein Steingesicht
eines Blickes.

22.08.20

TAGTRAUM


In den Träumen
in der Nacht
hör‘ ich Wind

und ich fühl‘
an dem Tag
kalten Wind

und ich seh‘
hellen Tages
dunkle Nacht!

15.08.20

ALLTAGS- 
SÜNDE 


Zwischen 
den Zähnen 
steckt das Essen 
vor dem Essen 

und zwischen 
dem Traum 
und dem Erwachen 
blitzt 

eine Nanosekunde 
Besinnung 
auf!

09.08.20

HOFFNUNG


Nach Morgengrauen
wecken alle Schwätzer
mit zugenähtem Mund auf!

Nach Morgengrauen
erwacht der lange Traum
schlafloser Stille!

Nach Morgengrauen
steht die Zeit,
wie der Raum,
still!
MONOLOG XX


Wie mich nur
das Grau 
unseres Alltages
und das Grau 
meiner Fassade
blenden

und an Fenstern
blaue Bäume
schüttelfrostgleich
zittern,

als träumten sie
heimlichstill
vom Sterben.

08.08.20

NACHT-
HITZE


Sommer 
glühen
ätherschwer 
im Aschenest!

Träume 
widern
noch mehr

als Schweiß
in der Nacht
an!

06.08.20

LEBENSLAUF


Du lebtest nur 
für Dich
und Du hast Dir
niemals 
ausgereicht.

Du lerntest 
einen Anderen 
kennen
und lebtest für Dich
und den Anderen.

Doch für Dich
und den Anderen 
zu leben,
war Dir niemals
genug.

05.08.20

ENTSETZEN


Des hohen Horizontes
steiler Sinkflug,
ist schneller
als Licht.

Zwischen 
den Silbensplittern 
blitzt

wunschtraumhell

die Angst
vor der Angst
Angst 
zu haben.

02.08.20

ANGSTTRAUM


Das Große wird das Kleine
und auf der Welt wird’s bunt und enger.
Die langen Tage werden länger,
wie alle Arme oder Beine.

Der Himmel bleibt nicht still und fort
und alles sinkt im Gliedermeer
und Klein wird Groß und Leicht wird Schwer
und Silbe - ganzes Wort.

01.08.20

HEUTE


Du hast
einen dicken Igel
im Mund

und auch 
einen dicken Igel
in der Brust

und das Gestern
verblasst,
wie ein Bluterguss
am Arm,

langsam!