26.11.20

ABENDMONOLOG


Der wilde Wind ist wie ein Tier,
das klagt aus einem kühlen Grund
und auch ein langer Traum hält mir
die Hand vorm Mund.

Das Glück hat heute Glück gehabt.
Man lässt es einfach still in Ruh‘.
Man hört in dieser langen Nacht
des fernen Windes Klage zu.

25.11.20

KLEINE
MELANCHOLIE


Wie Ameisen kriechen
wilde Tränen dahin

und die Zweifel fließen
in das „Ichwar“, „Ichbin“

und Gesichter werden
grüner als der Klee

und auf alten Bergen
wandert neuer Schnee.
CHOR 
DER „EMPATHEN“


Was ich in der Ellbogenwelt
auch immer denke oder tu ...
Wer heute meinen Rücken freihält,
dem kehre ich den Rücken zu.

Es ist, wie‘s ist! Mir tut es leid,
dass leider mir nichts leid tut.
So sind die Menschen dieser Zeit.
Sie sind nicht böse und nicht gut.

Es ist, wie‘s ist. Wer sich beklagt,
der hört sich allzu gerne reden.
Wer ehrlich wäre, ehrlich gesagt,
der würde wohl aufgeben.

Was ich in der Ellbogenwelt
auch immer tu und denke...
Wer alle Fäden in der Hand hält,
bekommt auch noch Geschenke.

21.11.20

SCHEINIDYLLE


Wenn die Ruhe sanft
unser Herz beschleicht
und kein Wesen friert und bangt,
wie in kalter Jahreszeit,
ist der Winter gar nicht weit.

20.11.20

FLANEUR-
MONOLOG


Die Dinge,
über die ich mich 
gar nicht ärgere,
vergesse ich,
wie der Freunde
Telefonnummern

und ich vergesse,
wie Hausnummern
meiner Freunde,
dass ich mich
über den Ärger 
ärgere.

18.11.20

ERINNERUNG VI


Die Endloszüge
in meinem Kopf
entgleisen.

An der Schädel
harten Decke 
klopft,

einsam
erstickend,

die Angst.
LETZTE NACHT


Ein Traum vom Tod
der lieben Verwandten
und ein Traum
von eigener Krankheit,
die mich im Krankenhaus
ans schweißnasse Bett 
gefesselt hat,
werden von einer Sirene
unterbrochen.
Ist wer gestorben?
Ist wer krank?

15.11.20

STURMNACHT


Der Himmel harrt
und hurt
mit Sturm
und Regen rum

und Träume ebnen
den Nachtgeräuschen

einsame Wege.

14.11.20

ALLTAGSLIED


Wir waschen
unsere Köpfe
und Wäsche,
und tun wir 
nur einen Schritt
vor die Haustür,
fühlen wir uns
so dreckig
wie nie.

Wir waschen
unsere Köpfe
und Wäsche
und wir sind
dem Müdesein
müde.

12.11.20

ELEGIE VI


Die Erinn’rung gleicht
dem Sodbrennen bald.
Denn aus Inn’ren steigt,
wohl mit ganzer Gewalt,
was die Seele krallt.

Alles schmeckt fad
und man schluckt es runter
und man nimmt ein Bad
in des Daseins Plunder
und wird niemals munter.

01.11.20

BETTGEDANKEN


Viele Menschen liegen hier
und sie stöhnen lang und froh,
wie ein großes Tier
in dem großen Zoo.

Viele Menschen schlafen fest
und sie finden ihre Ruhe. 
Nur der Bäcker stürzt gehetzt 
über seine eig’nen Schuhe.