28.07.20

MORGEN-
DIALOG


Hast Du 
gut geschlafen? 
Nein!

Hast Du 
was geträumt?
Nein!

Nein! Nein! 
Nein!
Hast Du 
was gesagt?
ISOLATION


Die Welt
flüstert
einsilbig,
als wär‘
sie fern.

Ferne
flüstert
einsilbig
„Welt“,

als wär‘
sie nah‘.

27.07.20

SONNTAGS-
HALLUZINATION


Der Wind ist heute
ein froher Jongleur!
Nun sieh‘ die Sträuße
und, Menschlein, hör‘
der Blume Freude!

Des Baumes Krone
ist Zuckerwatte! -
Nun sieh‘! Ich wohne
auf grüner Matte.
Nun hör‘! Ich lache!

26.07.20

TRAUMWELT


Hinter
steinhartem Gesicht
reist die Rebellion
rastlos
in alle Hirnregionen.

Hinter
dem Himmel
wachsen Himmel
in Purpursteppen

roter Welten
hinein.

24.07.20

REFLEXION


Oft bin ich 
müde.
Oft bin ich 
müde,
wie ich es 
noch nie 
war.

Oft bin ich 
müde,
wie ich es 
noch nie
war
und nie 
sein werde.

21.07.20

NACHT- 
FANTASIE


Hörst Du, 
als würden Zehnlinge 
geboren, 
das Geschrei? 

Hörst Du 
wie im Streit die Türen 
zugeworfen werden 
und der Nachbarn 
Todesgestöhn? 

Du hörst es nicht? 
Dank Ohropacks
höre ich es
auch nicht mehr!
ELEGIE IV


Ach!
Das Seelenleben
wird spröder
als der Elefanten
dicke Haut.

Wer in sein Inneres 
einkehrt,
tut es 
auf eigene Gefahr.
LEBENS-
GEFÜHL


Ach!
Jede Sekunde
stiller Einsamkeit
entreißt mich
mehr
und mehr
dem Gefühl
und Leben!

Ach! Das glaub‘ ich!
Ach! Das denk‘ ich!
Ach! Das weiß ich!
Vielleicht!

16.07.20

DASEINSLAST


Während das Verlassen froh
auf dem starren Dasein thront,
schwingt des Seelenspottes Echo
höher als der Erde Mond!

Das Verlassen, Mensch, verlässt
keinen kleinen Menschen mehr
und der Himmel letzter Rest
lastet auf den Schultern schwer!

11.07.20

HEIMFLUG


Aus der Erinn‘rung Schoß
entfliegen Museschwestern!
Mich lässt und lässt das Gestern
wohl nie und niemals los!

Das Nichtvergessen bleibt,
wie wirre Träume, wahr
und jedes Jammerjahr
 umschlingt die alte Zeit!
TAGESLAUF


Du weißt: Die Tage rennen
und alle Schatten, Freund,
den Menschlein blenden können!
Wir wollen hohles Heut‘
ein hohles Gestern nennen!

Du weißt: Das Dunkel bleibt
frühsommersonnengrell
und Menschlein lacht und weint,
als würden Tage schnell
zur dunklen Ewigkeit.
NACHTGEDANKEN


Wer weiß, ob all die Frohen
wohl immerzu Luftschlösser bauen!
Wer weiß schon, ob Dämonen
am festen Menschenfleisch rumkauen!

Des Menschen Maske lacht!
Wer weiß, ob er sie immer trägt
und in der ganzen Nacht
der müde Mensch gelassen schläft!
REFLEXION 


Wer von Fremden was erwartet, 
der erwartet schon zu viel! 
Wer erschöpft nachdenkt, der denkt 
viel zu oft 
viel zu viel!

Wer noch über blöden Unsinn 
oder blöden Sinn des Lebens 
sinnt und sinnt, 
bleibt von Sinnen!

09.07.20

TAGTRAUM


In der Brust
blühen Städte
und an Kette
liegen „Verlust“
und „Verstecke“.

Ach! Dort bleibt,
was dort ruht
und die Flut
stiehlt der Zeit
Hab und Gut!
NICHTS


Ach! Das große Nichts
quält dem Dummen nie
und fragst Du nach Tricks,
fragt er „Häh?“ und „Wie?“.

Wer Gedanken hat,
stellt den Leuten Fragen
und wird Tag und Nacht
heis‘res „Häh?“ ertragen!

06.07.20

MONOLOG 
FASSUNG II


Starke Sympathie weckt Argwohn.
Daher suche ich im Zimmer
unter jedem Tisch und Bett
und in jedem dunklen Versteck
nach ein wenig Hoffnungsschimmer
und ein wenig Illusion.

Bis zu meines Herzens Stillstand,
bis zum Stummsein, wie ein Buch,
das verstaubt im Wandregal,
suche ich Hoffnung, wie ein Schal.
Doch es ist wohl ein Fluch!
Denn der Hoffnung bleibt's egal!
MONOLOG XIX
FASSUNG I


Ach! - Die Sympathie erweckt
meine alten Ängste immer
und ich suche in dem Zimmer
unter jedem Tisch und Bett
nach ein wenig Hoffnungsschimmer!

Ach! - Das wilde Herz ist still,
wie ein Buch im Wandregal
und dem Himmel bleibt egal,
was ich tue, sag‘ und will,
wie der Fremden Seelenqual.

05.07.20

LEBENSDRAMA


Es bleibt der Ort Kulisse
und Wahrheit nur ein Schein
und trotz traumschöner Küsse
ist Menschlein bitter allein.

Der Schmerz bleibt fades Fühlen
und Freude nur Illusion
und zwischen allen Stühlen
steht uns'res Todes Thron.
KREISLAUF


Die Straße 
vor der Tür
gleicht dem Meer,
aus dem alles Leben 
kommt
und verschwindet

und auch das Kommen
und Verschwinden
kommen
und verschwinden,
wie Ebbe
und Flut.

03.07.20

LEBENSKONFUSION


Wer alle Trägen trägt,
wird eines Tages träge
und wer von früh bis spät,
als ob er ewig lebe,
an jedem Nervlein sägt,
bleibt eine Nervensäge!

Wer viel zu viel heut‘ denkt,
kriegt immer Denkanstöße
und Dir ein Lächeln schenkt,
verspürt die „wahre Größe“. -
Wer sich vom Leben ablenkt,
kennt das banale Böse!