Martins Lyrik
30.12.19
GEGENWART III
Kein
GEHEN
oder
BLEIBEN
ändern Weg
oder Ziel.
Kein
GEBEN
oder
NEHMEN
ändern
das
ICH
und
DU
hier
und jetzt.
28.12.19
ALLTAG V
Die Tragik
und Komik
des Lebens
blenden, Tag
und Nacht,
die Nacht
und den Tag.
Der Hunger
hat Durst
und der Durst
hat Hunger.
24.12.19
DILEMMA X
Wer nicht dampft, der raucht.
Wer nicht jagt, der schlachtet.
Wer nicht denkt, der glaubt.
Wer nicht hasst, verachtet.
Wer nicht sucht, der findet.
Wer nicht pflegt, der heilt.
Wer nicht geht, verschwindet.
Wer nicht bleibt, verweilt.
20.12.19
DILEMMA IX
Wer nicht handelt, agiert.
Wer nicht liebt, verehrt.
Wer nicht einschläft, krepiert.
Wer nicht lehrt, bekehrt.
Wer nicht fröstelt, friert.
Wer nicht staubsaugt, kehrt.
Wer nicht skizziert, notiert.
Wer nicht nörgelt, nervt.
19.12.19
PROST!
Wenn wir allen
das Sichverbiegen
krumm nehmen,
krümmen wir uns,
vor Kummer, Tag
und Nacht
und nehmen wir
der üblen Welt
das Übel übel,
kübeln wir, Nacht
und Tag,
süßes Gift.
17.12.19
DILEMMA VIII
Wer nicht wandert, spaziert.
Wer nicht mordet, tötet.
Wer nicht träumt, fantasiert.
Wer nicht fiedelt, flötet.
Wer nicht wählt, entscheidet.
Wer nicht blöd, verblödet.
Wer nicht zankt, der streitet.
Wer nicht schweißt, der lötet.
12.12.19
DILEMMA VII
Wer nicht hustet, niest.
Wer nicht leuchtet, strahlt.
Wer nicht ballert, schießt.
Wer nicht zeichnet, malt.
Wer nicht badet, schwimmt.
Wer nicht stottert, lallt.
Wer nicht müffelt, stinkt.
Wer nicht angibt, prahlt.
11.12.19
WANDEL
Die Poesien
schreien hier
und überall,
ohne Punkt
und Komma,
Punkt
und Komma.
In toten Augen
totem Winkel
blenden
Zeichen
Sätze
und Sätze
Zeichen.
06.12.19
LEBEN III
Das Wichtige
vermischt sich
mit dem Unwichtigen.
Die Nebenfiguren
treten auf
und wieder ab,
als wären sie
die Hauptfigur.
Es geht nie um das,
worum es geht.
Es geht um das,
was Dich
vom Ablenken
ablenkt.
05.12.19
INKOGNITO
Du ärgerst Dich
wach
und müde.
Du ärgerst Dich,
dass Du Dich
ärgerst
und bist mit Dir,
wie mit Anderen,
niemals
per Du.
04.12.19
DILEMMA VI
NACH DER CHEMO
Wer nicht kotzt, der bricht.
Wer nicht schlägt, der haut.
Wer nicht angelt, fischt.
Wer nicht stiehlt, der klaut.
Wer nicht dichtet, schreibt.
Wer nicht starrt, der glotzt.
Wer nicht denkt, begreift.
Wer nicht bricht, der kotzt.
01.12.19
RESÜMEE II
Da mit dem Schweigen
kein Verzeihen kommt
und mit dem Verzeihen
kein Vergessen
und mit dem Vergessen
kein neuer Anfang
kommen
würde,
bleibt
alles
wie es ist,
oder
wird immer
und immer
schlimmer!
LEBEN II
Wer niemals
seine Pulsadern
aufschneidet,
schneidet Grimassen.
Wer niemals Grimassen
schneidet,
schneidet, morgens
und abends, Wurst
und Käse.
23.11.19
DILEMMA V
Wer nicht schleppt, der trägt.
Wer nicht isst, der frisst.
Wer nicht ruht, der schläft.
Wer nicht labert, spricht.
Wer nicht läuft, der geht.
Wer nicht tanzt, der steppt.
Wer nicht fliegt, der schwebt.
Wer nicht trägt, der schleppt.
20.11.19
- POLARLICHTER -
DILEMMA IV
Wer nicht säuft, der trinkt.
Wer nicht heult, der weint.
Wer nicht hüpft, der springt.
Wer nicht brüllt, der schreit.
Wer nicht siegt, gewinnt.
Wer nicht kichert, lacht.
Wer nicht trällert, singt.
Wer nicht jammert, klagt.
17.11.19
MORGEN-
GEDANKEN
Wenn ich den Traum
der letzten Nacht
nicht vergessen würde,
könnte er mich
auf andere Gedanken bringen.
Wenn der Mensch
keine Phrasen dreschen würde,
würde ich ihm niemals
nur mit halbem Ohr
und halbem Herzen
zuhören.
16.11.19
WOHLSTANDSSORGEN
Wer hört der Leisetreter Schritte,
wenn sie nicht kräftig schallen?
Was tun die Sitten bitte,
wenn Sitten nie verfallen?
Wer bricht für Lanzen eine Lanze
und klebt sie wieder zusammen?
Wer sieht das große Ganze
und bleibt nicht im Detail gefangen?
ALLTAGS-
THEATER
Im Montparnasse
geben sich alle
(nach allem Larifari)
jeder billigen Liaison hin!
Im Montparnasse
bewahren die Leute
aller Couleurs
(Nacht
für Nacht)
ihre Contenance
- und werfen
ihre Seele (froh)
in die Gosse!
15.11.19
VERWIRRUNG V
Auch wenn Du denkst,
dass Du Dir viel
zu viele Gedanken
machst,
denkst Du viel
zu viel nach.
Auch wenn Du denkst,
dass Du um Hilfe
schreien musst,
bleibst Du,
wie alle Anderen,
stumm.
13.11.19
- KALEIDOSKOP -
IGNORANZ II
Wir lassen alle
gegen die Wand
oder ins offene Messer
laufen.
Wir schauen
freudentränenblind
beim Heulen
und Verzweifeln zu
und sagen
kein Wort!
11.11.19
ELEGIE II
Ach! In einer Welt,
in der alles,
alles bleibt,
wie es ist,
wechseln Richtig
und Falsch
ihre Masken!
Ach! In einer Welt,
in der alles,
alles erstarrt,
tauschen Ja
und Nein
ihren Sinn!
06.11.19
VERHÄNGNIS III
Von der Zwietracht
unserer Welt warm
und klein gehalten,
wandeln wir
in die Steinzeit
hinaus.
Mit jeder Angst
und Furcht
zerstritten,
wandeln wir
von Nichts
zu Nichts.
05.11.19
ISOLATION II
Ob ich nun hier
oder anderswo bin ...
Ich bin vom Rest
der Welt isoliert!
Ob ich nun anderswo
oder hier bin ...
Die Kunst allein
entfesselt
das Gefühl
der Freiheit!
04.11.19
MONOLOG XI
Auf Schleichwegen
beschleicht Dich
ein ungutes Gefühl.
Ein jedes Geheimnis
wurzelt, hier
und überall,
in den Tiefen
der Erde
der Einsamkeit.
03.11.19
ALLTAG IV
Man setzt,
Gedicht
für Gedicht,
allem Konkreten
die Krone auf
und schubst,
Gedicht
für Gedicht,
alles Allgemeine
vom Thron!
02.11.19
EISZEIT
Man setzt sich früh
und spät
das „Ist-mir-egal!“
oder „Das-geht-mich-nichts-an!“
auf den ewig-hohlen Kopf
und tritt spät
und früh
in die eis-kalte Welt
hinaus
und man zuckt,
ohne mit der Wimper zu zucken,
die steifen Schultern.
01.11.19
VORWURF
Ach! Es ist
und bleibt
Deine eigene Schuld,
wenn Du Dir viel
zu viele Gedanken
machst!
Wenn die Andren
Deinen Kopf als Klo
für ihre Scheiße nutzen
und Du nie
und nimmer spülst,
bist du selbst
daran schuld!
ALLTAG III
Entweder
sind die Leute
unfreundlich,
als wären ihr Tag
und ihre Laune
und alle Andren
schlecht,
oder sie halten
und halten
verbissen
an ihren Floskeln
fest.
30.10.19
MONOLOG X
Am besten wär‘,
man denkt nicht mehr
und schwimmt verträumt
an Oberflächen,
nennt Feinde „Freund“
und Stärken „Schwächen“,
und denkt nicht mehr,
ob’s anders
wohl anders wär‘.
25.10.19
ENTTÄUSCHUNG III
Ach! Die Leute tun entweder nur
was sie meinen tun zu müssen
oder sie tun gar nichts.
Entweder haben sie kein Herz
oder sie haben nur
ein halbes Herz.
Ach! Wer über Andre lang
und breit nachdenkt,
verschwendet nur
seine Kraft
und Zeit!
24.10.19
ERKENNTNIS XI
Es springt von Zeit
zu Zeit von Kopf
zu Kopf ein Knall
und auch, von Zeit
zu Zeit, verpuffen
in enger Stirn
und engem Herzen
der Sprache Sinn
und Zweck.
GEGENWART II
Keine Zeit
fürs Denken
oder Fühlen.
Keine Zeit
fürs Leben
oder Sterben.
Keine Zeit
und Lust Zeit
und Lust
zu haben.
23.10.19
ABSCHIED VI
Von allen Musen
und guten Geistern
verlassen,
reiten wir Tag
und Nacht
auf des Lichtes
und Schattens
breiten Rücken.
Von allem Wissen
und Gewissen
verlassen,
reiten wir weg
und fort.
22.10.19
ENTTÄUSCHUNG II
Wenn die Meinung
über Dich feststeht,
ist es ganz
und gar egal was
und wie Du was sagst.
In einer Welt
voller Vorurteile
bleiben Worte
nur Worte.
21.10.19
ALLTAG II
Ein jeder
verkennt alles
und jeden!
Allen schlägt Tag
für Tag
eine Welle
der Ignoranz
ins Gesicht.
Ein jeder
findet sich Tag
für Tag
mit allem
und jedem ab.
19.10.19
HERBST-
ANFANG
Wenn der erste Vorhang
goldner Blätter fällt,
hält der großen Hoffnung
herrlich kühler Schimmer,
was nicht leuchtet,
was nicht funkelt,
fest im Griff.
18.10.19
DILEMMA III
Ach! Der Eine zerstört mich immer
und immer wieder
und der Andre baut mich immer
und immer wieder auf.
Ach! Die Macht, die Andre
über Andre haben, ist
und bleibt,
wie die Menschheit,
groß
und alt.
17.10.19
GEHEIMNIS V
Während
der Mond Stunde
für Stunde Vers
für Vers blendet,
stillt die Stille
der alten Straßen
und alten Häuser
der alten Stadt,
der alten Träumer
alte Neugierde.
11.10.19
MAJORITÄT
Wir treiben
und treiben mit Hohn
und Spott Spott
und den Wahnsinn
in den Wahnsinn.
Wir drehen
und drehen uns
und alle im Kreis
und an langen Tagen
der Langenweile
eine lange Nase.
09.10.19
MISERE
Während
tausend Touristen
tagtraumtrunken
mit Schiffen
und Flugzeugen
den tiefen Atlantik
überquerten,
tanzten
Tod
und Teufel hier
und überall,
wie träge Tiere,
einen Tango.
07.10.19
DILEMMA II
Da wir
NICHT
an
NICHTS
denken können,
versuchen wir uns wenigstens
schöne Gedanken
zu machen.
Weil wir uns aber
keine schönen Gedanken
machen können,
versuchen wir wenigstens
an
NICHTS
zu denken.
30.09.19
RÜCKZUG III
Zeig' kalten Herzen
die kalte Schulter
und kehr' immer
und immer wieder
Dein intimstes Inneres
nach Außen
und kehr' immer
und immer wieder
allen Fragen,
allen Antworten,
all der Anderen
den Rücken.
28.09.19
ALLTAG I
Täglich
atmet Angst
die Furcht.
Täglich
lacht
und lacht
spottentstellt
der Schmerz.
01.06.19
ERKENNTNIS X
All der Spießer
kleine Hirne
gleichen Nestern
großer Ängste,
die von Bäumen,
in des Jammers
dunkle Täler,
herabstürzen.
28.05.19
- FARBSTRUDEL -
27.05.19
FURCHT
Ach!
Bald gleicht
ein kurzes Augenzu
einem Kuss!
Und, ach,
bald erfrieren noch
beim Öffnen
unserer Münder
Herz
und Seele.
20.05.19
SONNTAG-
NACHMITTAG
Die Schläfen
werden härter
als die Brust
und Flammen
vollführen
einen Stepptanz
auf der Stirn
und - und das Blut
flüstert Tag
und Nacht
unermüdlich
Elegien.
18.05.19
WETTE
ANAGRAMM-GEDICHT
Allen Aethern entschwebt
Sternennebel. - - - Ach, Welt, hat
Lachen Halt? - - - Erbsen wetten:
He! Wenn Rattenasche bellt,
strebte Athen nach Wellen.
15.05.19
GEHEUL
ANAGRAMMGEDICHT
I! Der heit‘ren Hure Gaul-Beine
reiben die Haut. Ihre Luegner
heulen harte Eier. Gib Ur-Neid
die Ruhe! - - - Leihe braunen Tiger -
reh-blauer Geier - nie dein' Hut.
13.05.19
RESIGNATION VIII
Während immer
und ewig
aller Worte
lange Wege
nur ins Nichts
führen,
bleiben die Wege
nach Innen
und Außen ewig
und immer
Sackgassen.
- GARTEN EDEN -
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