30.01.21

PANIK


Wenn viele Läden dunkel sind,
als hätt‘ sich alles zu Haus verkrochen,
bin ich vor tausend Tränen blind.
Denn jeder Mensch ist wohl seit Wochen
nur Haut und Knochen.

Wenn wohl durch Straßen Kälte fließt 
und Türen und Fenster offensteh‘n,
irrt lauter Herzen leiser Abschied
durch alle Städte, alle Seen,
durch alle Tiefen, alle Höh‘n.

28.01.21

WEINABEND


Wie mir nur der Hitze wilde Wellen
in den schweren Schädel fließen,
während Menschen roten Wein genießen
und darüber auch ihr Urteil fällen.

Wer wohl nichts zu sagen weiß,
fuchtelt eben mit den Armen rum.
Wären nur die Schwätzer alle stumm,
wär‘ mir niemals schrecklich kalt und heiß!

27.01.21

FISCHERNACHT


Vielleicht schweigen irgendwo
müde Fischer in den Booten
und verspeisen Fische roh
und gedenken ihrer Toten.

Vielleicht wird lebhaft gelacht
in der Städte breiten Gassen.
Vielleicht will die triste Nacht
nur die Fischer nie verlassen.

Vielleicht warten sie verträumt,
dass die Silberstreifen strahlen
und vergessen Freund für Freund,
wie der schweren Trauer Qualen.

26.01.21

SPRACHLOS


Durch 
der Federwolken
sattes Rot,
pflügen
die Worte
neuer Sprachen

und wer
die Vögel 
niemals
auf des Geistes
bunten Blitzen 
reiten
sieht,

schweigt.

25.01.21

MORGENGEDANKEN


Des Lebens stille Momente
vertreiben auch den sechsten Sinn.
Doch eine farbenfrohe Fremde,
verspricht ein schnelles Ende
vom Tages trägen Beginn.

Dort wird der Träume Schwarzweiß
zu einer wahren Farbenpracht.
Dort ist es kühl und niemals heiß.
Dort ist es laut und niemals leis‘.
Dort ist der freien Geister Stadt.

20.01.21

Ein Verhaltenstherapeut ist wie ein Restaurantkritiker im Fernsehen, der alles von der Speisekarte isst und kritisiert, und danach denkt: Jetzt wissen die Köche wenigstens, wie man es NICHT macht!

19.01.21

GEHEIMNIS


Mich
erinnern
die Flüsse 
der Tränen
auf deinen Wangen,
an die feinen Adern,
durch die dein Blut
fließt,

und mich 
erinnert
der flache Tränenfluss,

an aller Gedanken
geheime Tiefe.

16.01.21

SONNTAG-
MORGEN


Die Sonne schaut
wohl um die Ecke
und Schatzi kaut,
wie eine Schnecke,
Zwiebäcke.

Mein Magen bleibt,
wie Schädel, leer
und Schatzi weint
und fragt sich sehr:
Wie lang ist‘s her?
GEGENWART


In stillen Stuben hockt 
ein armer Träumer allein
und ehrt ein jedes Wort
und träumt vom fernen Ort
im fernen Dämmerschein.

Das Haus ist seine Welt
und Draußen ist so wahr,
wie das ein bisschen Geld
vom hohen Himmel fällt
und alles wäre wunderbar.

In stillen Stuben sitzt
ein armer Mensch allein
und Wahrheit bleibt ein Witz
und ein Gedanke Blitz
und stilles Wasser Wein.

10.01.21

RÜCKZUG 


Der Mensch,
der nie
seine fettige Haut
verlässt,

und der Mensch,
der nie
- wie ein Vogel -
auf des Lebens
dumme Dinge
herabsieht,

wandelt sich
- für mich -
zum Traum.

08.01.21

ÄRGER


Ihr gebt uns’rem Dasein
immer wieder Schläge.
Ihr werft Stein für Stein,
solang ich noch lebe,
auf die Lebenswege.

Ihr seid arme Kinder!
Ihr wollt Unsinn reden!
Und ich darf der Münder 
tiefe Winkel eben
an die Nase kleben?

03.01.21

TRAUM


Vom 
Kristallhimmel
stürzen 
warme Farben

und in allen Ecken
duftet es ewig,
wie in den ersten Tagen
der Menschheit,
nach feuchter Erde

und in allen Ecken
gießen wir
mit Freudentränen
die Hoffnung.
SELBST-
BESTRAFUNG


Wenn ich nicht 
die richtigen Worte 
finde,
will ich
das Sprechen 
verlernen

und wenn ich nicht 
einen Weg
aus aller Seelen
weiten Wüsten
finde,
will ich auch
das Laufen 
verlernen.

02.01.21

LEBEN XI


Du hast
mehr Augen
am Kopf,
als Vögel
am Himmel
sind.

Du hast
mehr Tränen
vergossen,
als ich
im Leben
Träume
geträumt
habe.