13.02.22

ERSCHÖPFUNG


Es ist,
als würde man die Zeit,
die man miteinander hat,
gar nicht nutzen.
Man sitzt
zusammen
und schweigt.

Man stellt keine Fragen.
Als würde man
alle Antworten kennen.
Oder als würden Antworten
diese unfassbare Welt
auch nicht fassbarer
machen.

Es ist,
als würde man die Zeit,
die man miteinander hat,
gar nicht nutzen.
Da man aller Gefühle
und Gedanken
müde ist.

10.02.22

ALLTAGSZWÄNGE


Du musst… Du sollst… 
und lache mal.
Nun mach'… 
und tu'…
und steh' im Leben 
und steh' 
gerade.

Du musst… Du sollst…
und iss und trink'
und vergiss den Tee 
und die Tabletten nicht 
und mach'… 
und tu'…
und lass'

niemals 

Kopf
und Schultern
und die Luft
in der Luft
hängen.

09.02.22

TAPETENWECHSEL


Wie oft… wie oft ich höre,
dass man gern schreien will.
Ich möchte lieber gähnen,
dass mir die weißen Wände
und auch die weißen Decken
ein Tänzchen zeigen.

Wie oft… wie oft ich höre,
dass man gern lachen will.
Ich möchte weinen können,
dass alle weißen Wände
und alle weißen Decken 
endlich
im satten Schimmelgrün
gekleidet sind.

05.02.22

HERZRASEN
FASSUNG 2


Die 
Käfigangst 
im Fahrstuhl,
bringt mich 
im Angstkäfig
Dusche 
um 
den Verstand.

Das Herz 
rast,
wie Tag
und Nacht,
Nacht
und Tag.

Meine
Welt
zerfließt
und erstickt.

03.02.22

SCHWINDEL
FASSUNG I


Aufzüge schießen so schnell hoch
und wieder runter. Wie die Kugeln

der schweren Waffen. Abends wird
mir in der Dusche schwindelig

und abends schießt das arme Herz
das arme Hirn lebendig.

02.02.22

FAMILIEN-
FEIER


Der Neffe äfft
die Affen nach,
als Mama mit
dem Papa sprach.

Die Nichte bellt,
wie Omas „Biene“
und Onkel lacht
mit der Kusine.

Die Tante bäckt
die Torte schnell
und lauter klingt
das Nachtgebell.

Der Opa schnarcht
die Oma wach.
Der Neffe äfft
die Affen nach.
NACHTGEDANKE


Unter all den tausend Sternen
tanzen tausend Lügen,
die von allen Menschen lernen,
all die Menschen recht zu lieben.

01.02.22

BRECHREIZ


In noch so fernen Ecken
sind arme Menschen allein.
Die ganzen Tränen schmecken,
wie wirklich sau‘rer Wein.

Man wartet unter Bäumen
auf eine bess’re Zeit.
Auch in den trüben Träumen
verblassen Freund und Feind.

Nach jedem Wundenlecken
beginnen wir zu spei‘n.
In noch so fernen Ecken
sind wir so schrecklich allein.
TAGTRAUM


Eine
schwere Last
drückt
den runden Rumpf
des Narrenschiffes
auf den Boden
des Meeres.

Eine 
schwere Last
drückt 
die Wolken
am Horizont
flach.

Ein 
helles Lachen
vertreibt

das Licht.