29.04.22

VERLUSTANGST


Die Tränensäcke suchen Nähe
zu meiner Füße Hühneraugen.
Wo immer ich auch geh‘ und stehe,
beginnt mein Kopf zu rauchen.

Wo immer ich auch hüpf‘ und springe,
beginnt mein Kopf zu rotier‘n.
Des Lebens seltenschöne Dinge
droht unsereiner völlig zu verlier’n.

26.04.22

- TEUFELSKREIS -

Also ich habe mir heute meine Bilder angesehen und meine Gedichte und Geschichten durchgelesen. Ich bin einerseits froh, dass ich so gute und produktive Phasen habe, in denen ich viel schreibe und male, und das ich vor allem etwas gefunden habe, was mir Spaß macht… aber auch das ist irgendwie nicht einhundertprozentig befriedigend. 

Man kann es eben mit niemandem richtig teilen. Wenn ich jemanden ein Bild zeige oder ein Gedicht vorlese, stehe ich natürlich so da, als würde ich von ihm gelobt werden wollen. Das ist eine peinliche Situation. Es ist ein Missverständnis. Da ich mich nur einmal mit jemandem über das unterhalten möchte, was mich interessiert.

Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde man täglich weiter eine Stadt mit all ihren Häusern und Straßen aufbauen, in der aber am Ende kein Mensch wohnen will. Es fühlt sich oft sinnlos an. Man macht aber immer weiter und weiter und das Warum würde einen nur beim Weitermachen blockieren. 

In solchen Momenten denkt man, dass man einfach spazieren gehen und seinen Kopf frei kriegen muss. Das hilft aber auch nicht. 

Schlimmstenfalls hat man beim Spaziergang nur neue Ideen. 

25.04.22

JAGD


Auch
die vier Bilder
in meinem 
Zimmer
haben
auf 
meine Seele
Heißhunger.

Auch
in großen 
Räumen
schleichen sich 
die vier Wände
langsam,
wie Raubtiere,
an

und auch
im Traum 
flüstern,
unter 
vier Augen,
zwei 
Schatten.

11.04.22

TROST


Mir ist schon alles einmal passiert:
Gebroch‘ne Füße oder Zehe.
Ich lerne neue Worte kennen,
wenn ich zu einem Doktor gehe.

Ich weiß, was große Schmerzen sind
und weiß auch: Alles hat ein Ende.
Es gibt die leeren Wartezimmer
und in dem Urlaub leere Strände.

09.04.22

WALDREFLEKTION


Über meinem kahlen Kopfe träumen
auch die gelblich grünen Wolkenmassen.
Selbst von allen hunderttausend Bäumen
regnen längst gewohnte Phrasen.

Die gesunden Menschen sind „Die Andern“
und so fern, wie übernächster März.
Doch selbst uns‘re kleinsten Tiere wandern
nur zu einem neuen Schmerz.

Die gesunden Menschen sind „Die Andern“
und so fern, wie nur ein tröstend’ Wort
und selbst unsr‘e kleinsten Tiere wandern
durch die Jammertäler fort.

03.04.22

TRAUM


Ich habe letzte Nacht geträumt, dass ich in einem modernen Zoo bin. Alles hat auf mich so übertrieben futuristisch gewirkt. Als wäre der Zoo ein Raumschiff.

Ich wollte dort nur vier, fünf Stücke eines Fossiles zusammensetzen, damit mir ein Computer erklärt, was das für ein Tier einmal war. Ich kann es aber nicht zusammensetzen, obwohl es nur so wenige Stücke waren, so dass ich dachte, dass ich beängstigend blöd wäre. 

Irgendwann sagte mir ein Mann, dass der Zoo jetzt schließen würde. Ich verließ den Ort mit dem Gefühl, dass ich nur still in der Ecke saß und, wie ein Kind, Puzzle gespielt habe.